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Ein krankes Herz und zwei Stifter

Die Geschichte von August Wilhelm und Lieselotte Becht

Die Deutsche Stiftung für Herzforschung vergibt jährlich den mit 15.000 Euro dotierten August Wilhelm und Lieselotte Becht-Forschungspreis. Er würdigt Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der patientennahen Herz-Kreislaufforschung und ist ein herausragendes Instrument der Nachwuchsförderung. August Wilhelm und Lieselotte Becht – die Geschichte hinter diesen beiden Namen haben wir aufgeschrieben.

Alles beginnt mit einer Broschüre – eines dieser typischen Heftchen, die jeder aus Wartezimmern kennt. Manchmal blättert man sie durch; häufig nicht. Dieses eine Heft liegt in der Reha-Klinik Fürstenhof in Bad Wildungen. Es sind die 90er-Jahre. August Wilhelm Becht ist Patient hier. Der 60-Jährige hat eine große Herz-OP hinter sich und soll nun wieder zu Kräften kommen. Während ihr Mann behandelt wird, flattert seiner Ehefrau Lieselotte Becht die Broschüre in die Hände; ein Flyer der Deutschen Herzstiftung. Davon hatte Lieselotte Becht bisher noch nichts gehört. Aber was sie liest, beeindruckt sie: Die Deutsche Herzstiftung hatte es sich mit ihrer frisch gegründeten Deutschen Stiftung für Herzforschung zum Ziel gesetzt, das Leben von Menschen mit Herzkrankheiten zu verbessern und die Forschung voranzutreiben.

Schwere Diagnose, glücklich über jeden medizinischen Fortschritt

Nichts passt besser zu Lieselotte und August Wilhelm Bechts Lebenswirklichkeit. Wilhelm August Becht ist seit seiner Jugend herzkrank. „Damals sagte man ihm, er würde sein
40. Lebensjahr nicht erreichen“, erzählt seine Frau Lieselotte. „Dieser Gedanke hat sein Leben natürlich stark geprägt und wir waren glücklich über jeden Fortschritt, den die Medizin machte.“ Und dank genau dieser Fortschritte kann August Wilhelm das gefürchtete Lebensalter von 40 überschreiten. Dank stetig verbesserter medizinischer Behandlung lebt er viele weitere Jahre mit seiner Krankheit, auch wenn Untersuchungen, Ärzte und Medikamente einen Großteil des Alltags bestimmen. Erst mit 60 Jahren wird eine Herzklappen-OP mit anschließender Reha in Bad Wildungen notwendig.

Schon länger sind Lieselotte und August Wilhelm Becht auf der Suche nach einer Einrichtung, die sie finanziell unterstützen können. Sie möchten dabei helfen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die besten Voraussetzungen zu geben, um Behandlungsmöglichkeiten und Medikamente für kranke Menschen stetig weiterzuentwickeln. Mit der Deutschen Stiftung für Herzforschung können sie diese Idee endlich umsetzen.

Das Ehepaar gründet kurze Zeit später seine eigene Stiftung: Die Lieselotte-und-August-Wilhelm-Becht-Stiftung, die künftig jährlich einen Forschungspreis in Höhe von 15.000 Euro finanziert. Die Vergabe des Preises und die Auswahl der ausgezeichneten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler legen sie von Anfang an vertrauensvoll in die Hände der Deutschen Stiftung für Herzforschung. Seit 2003 ist die Preisverleihung integraler Bestandteil der Eröffnungsveranstaltung zur Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz-Kreislaufforschung e. V. – eine besondere Ehre für die Preisträgerinnen und Preisträger.

Becht Besuch in Kerkhoff-Klinik
Besuch Lieselotte Becht in der Kerckhoff-Klinik (2011)

Forschungspreis wird seit 1998 vergeben

Erste Preisträgerin des Lieselotte-und-August-Wilhelm-Becht-Forschungspreises ist die  Biologin und Biochemikerin Stefanie Dimmeler. Sie erhält 1998 die Auszeichnung für ihre herausragende Forschung auf dem Gebiet der Herz- und Kreislaufkrankheiten. Als erste Preisträgerin ist sie Lieselotte Becht noch immer in guter Erinnerung. Von nun an folgen jährlich weitere Preisverleihungen – und das Ehepaar Becht ist jedes Mal dabei, wenn es Terminkalender und Gesundheit zulassen. „Ich finde es auch sehr spannend, selbst Einblicke in die Forschungsarbeiten zu erhalten“, sagt Lieselotte Becht. So war sie beispielsweise zu Gast im Forschungslabor der Kerckhoff-Klinik, um sich ein Bild von den Fortschritten der Forschungen rund um die Entstehung der Tako-Tsubo-Kardiomyopathie zu machen – einer plötzlich auftretenden Herzmuskelschwäche, die umgangssprachlich auch als „Broken-Heart-Syndrom“ bezeichnet wird. Die Symptome ähneln denen eines Herzinfarkts, Auslöser ist großer emotionaler Stress.  

Seit 2003 kümmert sie sich allein um ihre Stiftung. Ihr Mann August Wilhelm stirbt in diesem Jahr. Ein Grund, um die Förderung einzustellen, ist das für die heute 80-Jährige aus Hochheim am Main nie gewesen. „Der Preis ist ein Andenken an meinen Mann, unsere Stiftung lebt weiter. Sie ist das Erbe unseres gemeinsamen Lebens und sorgt hoffentlich weiterhin dafür, dass anderen herzkranken Menschen geholfen werden kann.“ 

Wir danken Lieselotte und August Wilhelm Becht von Herzen für die jahrelange Unterstützung und ihr Engagement. Dank Menschen wie ihnen ist unsere Arbeit erst möglich.

Kontakt

Andreas W. Quiring
Bild von Andreas Quiring

Mehr erfahren

  1. Erfahren Sie mehr über Dr. med. Ortwin E. Rusche, einen der großzügigen Stifter der Deutschen Stiftung für Herzforschung aus Bad Soden, Hessen.
  2. Durch die finanzielle Unterstützung kann die Stiftung Projekte in einer Größenordnung finanzieren, die sie in der Herzforschung unverzichtbar macht.
  3. Es gibt verschiedene Arten, Ihr Vermögen zugunsten einer besseren Herzmedizin in Deutschland einzusetzen.